Der Zuchtfachbericht und die Nachforschungen zu diesem Jagdhund wurden von Thomas Rist zusammengestellt und sind urheberrechtlich geschützt. Sie werden dem Verein, zum Erhalt und zur Förderung dieser Lokalrasse, als züchterische Grundlage zur Verfügung gestellt!
Am 18.02.1998 – also ziemlich genau vor 20 Jahren – wurde der Verein Schwarzwälder Bracke – Wälderdackel e.V. gegründet. Eine eher bescheidene Zuchtordnung ebnete den Weg zur Durchführung gezielter Zuchtmaßnahmen. Nach dem „Zufallsprinzip“ lässt sich eine Hunderasse nicht aufbauen. Denn das Ausüben der Zucht ist eine äußerst sensible, fachlich anspruchsvolle Angelegenheit und heißt zugleich, in Generationen zu denken.
Zwei Jahrzehnte Vereinszucht sind deshalb Anlass genug, den gegenwärtigen Stand der Zucht näher zu betrachten, Schwachstellen und Schwerpunkte zu analysieren und darüber hinaus Visionen aufzuzeigen.
Der Wälderdackel ist heute eine moderne, tierschutzkonforme Rasse entsprechend dem Typus eines Mischlings. Warum ist das so, könnte die Frage hierzu lauten!?
Die Antwort lässt sich mitunter so begründen: Die Zucht des Wälderdackels orientiert sich an natürlichen Prozessen. Entsprechend der Zuchtordnung wird u.a. die genetische Vielfalt = Heterosis (keine Engzucht, offenes Zuchtbuch) gefördert. Schönheitszuchten, eine übertriebene Leistungszucht und rein auf den Gewinn orientierte Zuchtmethoden werden strikt abgelehnt. Zu Beginn des Zuchtaufbaus habe ich darauf geachtet, dass kein „genetischer Flaschenhals“ entsteht. Entsprechend flexibel wurde der Standard aufgestellt.
Der Wälderdackel ist ein ursprünglicher, vielseitiger und zuverlässiger Jagdgebrauchshund. Zu seinen besonderen Fähigkeiten zählt der Geruchssinn und seine vorzüglichen, angewölften Spur-, Fährtenlauteigenschaften. Diese „Naturanlagen“ wurden über viele Jahrzehnte über die Zucht genetisch fixiert. Häufiges trainieren und üben an gesundem Wild ist meist nicht erforderlich.
Dank dieser Eigenschaften eignet sich der Wälderdackel bestens für den Einsatz auf Bewegungsjagden. Durch seine präzise, eher langsame und laute Spur-, Fährtenarbeit, kann der Wälderdackel das Wild nicht reißen; dieses hat genügend Zeit, ohne großen Stress zu flüchten, auszuweichen und sich wieder zu verstecken. Aus ethischen Gründen gesehen ist dem Jäger, nicht wie bei gehetztem Wild, ein deutlich besseres Ansprechen (Einordnung, Erkennen) des anwechselnden Wildes möglich. Das gilt auch für die Schussabgabe. Dank eines vorzüglichen Geruchsinnes und seiner jagdlichen Dynamik kann der Wälderdackel auch als Nachsuchehund (Suchen von verletztem Wild) bestens eingesetzt werden.
Das heutige Rassebild (Exterieur) des Wälderdackels entspricht im Wesentlichen dem Ursprungstyp (drei Schläge) des Wälderdackels, wie ich ihn in den 1980- Jahren als lokalen Hundeschlag in den Regionen des Schwarzwaldes vorgefunden habe.
Zur Erhaltung seiner genetischen Vielfalt ist ein nachhaltig großer Genpool (Heterosis), mitunter durch Einkreuzen nah verwandter Rassen und Gebrauchsschläge, notwendig.
Zur Wahrung der Mutterlinien und rassespezifischen Eigenschaften des Wälderdackels sind Rückkreuzungen nicht minder wichtig und unerlässlich (siehe Zuchtordnung, Ziffer 1.1). In einer ausgewogenen Kombination beider Zuchtvarianten werden seine jagdlichen Anlagen, sein Wesen, seine Intelligenz und seine Gesundheit langfristig und zugleich positiv im Erbgefüge gesichert.
Diesen Weg der Zucht habe ich von Anfang an bei dem Projekt Wälderdackel praktiziert und über Generationen von Hunden ausgebaut.
Es ist und wäre durchaus möglich, ja sogar bequemer gewesen, den Wälderdackel über einen mittelfristigen Zeitraum, innerhalb der Linien reinrassig zu züchten und damit stärker zu typisieren; allerdings mit nicht auszudenkenden, irreparablen und gesundheitlichen Folgen. Natürlich musste ich Kompromisse eingehen und Korrekturen vornehmen.
Der Verein Schwarzwälder Bracke – Wälderdackel e.V. hebt sich heute von der Masse anderer Zuchtvereine ab und bietet zugleich eine interessante, tierschutzgerechte Hundezucht für den jagdlichen Gebrauch an.
Durch eine möglichst große, genetische Vielfalt erfährt der Wälderdackel als kleine, isolierte Rasse die besten genetischen Voraussetzungen, den Fortbestand seiner Population auf Dauer zu sichern und zu verbessern. Um der Inzuchtdrift natürlichen Ursprungs entgegenzuwirken, müssen Einkreuzungen in einer Zuchtphase von acht bis zehn Jahren öfters und mit System vorgenommen werden. Einmaliges Auskreuzen mit Fremdblut erzielt nach meinen Erfahrungen kein dauerhaftes und respektables Ergebnis.
Keinesfalls darf die Nachzucht aus solchen heterozygoten Auskreuzungen bei den anschließenden Zuchtmaßnahmen zu einseitig selektiert werden. Auch das Rückkreuzen in die direkte Mutterlinie macht wenig Sinn, denn die Zielsetzung einer nachhaltigen, genetischen Vielfalt wäre schnell wieder zerstört.
Innerhalb des Zuchtbestandes gibt es bislang keinen “Flächenbrand“ von Krankheiten zu verzeichnen. Eigenständige Erbkrankheiten kommen erfreulicherweise nicht vor. Dennoch sind, wenngleich in sehr geringer Zahl, bei Hunden aus dem Zuchtbestand Krankheiten aufgetreten. Dies lässt sich aus meiner Sicht auch zukünftig nicht gänzlich verhindern. Zum Schutze des Zuchtbestandes muss diesen Dingen sehr sorgfältig nachgegangen werden, damit sich genetisch bedingte Erbkrankheiten nicht „einschleichen“ können.
Unsere Hunde werden vielfach alt. Die Leistungen der Sinnesorgane, die körperliche Leistungsfähigkeit und die Gesundheit der Zähne, bleiben häufig bis in das hohe Alter erhalten. Die Welpen kommen auf natürliche Weise zur Welt, was bei vielen Hunderassen oft nicht mehr der Fall ist. Inzuchtdepressionen sind nicht festzustellen.
Hierbei ist anzumerken, dass ich die Zucht bislang ohne technische Hilfestellungen (elektronische Zuchtprogramme, genetische Datenbank etc.) ausgerichtet habe.
Standardgerechte Hunde mit einem hohen Genpool verdienen eine besonders hohe Zuchtwertschätzung. Besonders wertvoll ist der gesunde Hund.
Selbstverständlich können auch Mischlinge krank werden. Dennoch belegen wissenschaftliche Studien, dass diese deutlich weniger krankheitsanfällig sind als Hunde aus Engzuchten und „Rassenwahn“.
Aber auch das „System Mischlingszucht“ ist nicht unerschöpflich und hat durchaus seine Tücken! Bei praktizierter Generationenzucht müssen die Blutlinien des Wälderdackels, wie zuvor beschrieben, genetisch reaktiviert und zugleich nachhaltig aufgefrischt werden.
Zugleich ist eine solche Zuchtform nicht minder anspruchsvoll als das Züchten anderer Hunderassen auf Reinrassigkeit.
Deckrüden und Hündinnen sollten maximal dreimal für die Zucht eingesetzt werden, wobei verwandtschaftliche Zusammenhänge innerhalb der Linien mit zu berücksichtigen sind (siehe Zuchtordnung Ziffer 1.1 und 2).Wiederholungspaarungen sind zu vermeiden.
Weniger ist mehr und alles braucht seine Zeit. Die Zucht muss sich schwerpunktmäßig auf die Gesundheit der Hunde konzentrieren. Optimale genetische Voraussetzungen sind hierfür notwendig. Diese sind zugleich das Fundament aller weiteren Bestrebungen, insbesondere dafür, die Leistungsfähigkeit einer Hunderasse zu erhalten.
Von einheitlichen Hundebildern sollten sich aktive und zugleich werdende Züchter unseres Vereins lösen. Dies heißt aber nicht, dass man bei einer auf Heterosis ausgerichteten Zucht, keine schönen und dem Rassestandard entsprechende Hunde züchten kann.
Besuchen Sie unsere Zuchtschau oder Homepage, und schauen Sie sich die Hunde genau an. Der Wälderdackel besticht durch seine natürliche Schönheit in unterschiedlichen Schlägen und durch seine Ausstrahlung. Mitunter deshalb erfährt er immer mehr Aufmerksamkeit in Jägerkreisen.
Auch hier bietet der Zuchtbestand beste Voraussetzungen, denn all unsere Zuchthunde standen und stehen bis heute im jagdlichen Einsatz. Viele Ahnen bestehender Zuchtlinien absolvierten nie eine Prüfung. Das ist teilweise auch heute noch bei einigen wenigen Zuchthunden der Fall. Dennoch sind und waren es exzellente Jagdgebrauchshunde, manche wurden sogar zu Legenden.
Die aktuellen, sehr sorgfältig ausgearbeiteten Prüfungsmodelle sind deshalb schwerpunktmäßig auf den jagdlichen Gebrauch ausgerichtet, und es geht primär nicht um „Spitzenhunde“ und Siegerpunkte. Darüber hinaus arbeitet der Verein in all seinen Statuten mit vielen Sollregelungen und keinesfalls maßregelnd!
Natürlich kommt es vor, dass Hund und Führer eine Prüfung nicht bestehen oder es gibt Ausschlüsse bei der Zucht. Man kann dann von „natürlicher Selektion“ sprechen. Das heißt aber noch lange nicht, dass der betroffene Hund für den Führer wertlos ist.
Bestrebungen des Vereins sind, dass alle Zuchthunde über eine bestandene Anlagenprüfung verfügen, siehe Ziffer 2 der Zuchtordnung. Denn hier werden die angewölften Eigenschaften geprüft, wie Spurlaut und Spurarbeit am nicht sichtigen Hasen mit Sicherstellung der Schussfestigkeit.
Der Verein bietet seinen Mitgliedern zum Nachweis dieser jagdlichen Anlagen einige gute Niederwildreviere an. Machen sie davon Gebrauch. Das ist eine eindringliche Bitte von mir!
Zuchtgeeignete Hunde mit bestandener Anlagenprüfung haben grundsätzlich Vorrang bei den Zuchtplanungen des Vereins, soweit dies innerhalb der Linienführung möglich ist.
Abschließend möchte ich als Kenner und Züchter der Rasse Schwarzwälder Bracke (Wälderdackel) auf das Wesen etwas intensiver eingehen. Denn als Käufer/ Interessent sollte man in groben Zügen wissen, was mit dem Kauf eines Welpen auf einen zukommt oder zukommen kann. Nachstehende Ausführungen sollen dazu beitragen, den Wälderdackel besser zu verstehen und kennenzulernen.
Der Wälderdackel ist sehr intelligent, mutig und zugleich vorsichtig, anhänglich, sensibel, treu und wachsam. Er liebt seine Familie, ordnet sich in diese ein und ist auch dazu bereit, sie zu verteidigen. Fremden gegenüber ist er oft misstrauisch.
In Verbindung mit seiner Wachsamkeit (er wurde auf den Schwarzwaldhöfen auch als Hof-, Wachhund verwendet) und durch den genetisch ausgeprägten Spur-, Fährtenlaut, kann der Belltrieb im häuslichen Umfeld auch etwas stärker sein und sich weiter entwickeln. Dies sollte man im Auge behalten und wenn erforderlich, darauf einwirken und korrigieren. Manche Hunde bleiben nicht gerne alleine. Auch das sollte man innerhalb der Familie berücksichtigen und erzieherisch verträglich regeln.
Der Wälderdackel entscheidet gerne selbstständig und man muss ihn dabei gelegentlich korrigieren. Dies hängt mit seiner jagdlichen Verwendung zusammen. So ist beim Stöbern, häufig in fremden, unzugänglichen Jagdgebieten Eigenständigkeit und selbstständiges Handeln der Hunde erforderlich. Dies ist zugleich der Schlüssel zum jagdlichen Erfolg.
Bei übertriebener Härte ist der Wälderdackel vielfach nachtragend. Er wird unsicher, und sein Vertrauen zum Führer geht verloren. Wie bei uns Menschen gibt es unterschiedliche Charaktere. Die Bandbreite geht von ganz ruhig bis dynamisch aktiv.
So früh wie möglich sollte man die Hunde zur Ruhe und Besonnenheit erziehen und bei der weiteren Ausbildung äußerst konsequent sein. Die Hunde sind intelligent genug, Vieles zu umgehen und auszureizen.
Unkontrolliertes und zu frühes Jagen ist zu vermeiden. Anzustreben ist eine solide Grundausbildung, ausgerichtet auf den Gehorsam und auf eine enge Führerbindung. Die jagdlichen Anlagen schlummern in den Genen und entwickeln sich schneller, als man denkt.
Auch einen „aufgedrehten und zappeligen Welpen“ kann man mit etwas Geduld und fachlichen Kenntnissen zu einem brauchbaren und zuverlässigen Jagdhund ausbilden. Die meisten Fehler entstehen bereits in den Anfängen der Erziehung und darüber hinaus während der Abrichtung mangels fachlicher Kompetenz und mangelnder Konsequenz!
Auf der Jagd ist der Wälderdackel scharfsinnig und passioniert. Er ist sehr robust, ausdauernd (Laufhund), körperlich belastbar und ein treuer Jagdgefährte.
Die kontrollierte Wildschärfe ist meist gut oder sehr gut ausgeprägt; auch auf Schwarzwild. Die Hunde verfügen über einen ausgeprägten Orientierungssinn und sind deshalb geradezu prädestiniert für die Stöberarbeit. In aller Regel jagen sie führerbezogen und nicht zu lange. Der Wälderdackel gehört ausschließlich in Jäger- und jagdliche Hundeführerhände.
Sein Sozialverhalten ist sehr gut. Um dieses nachhaltig zu fördern, empfehle ich den Besitzern, mit Ihren Welpen eine fachlich gut ausgerichtete Hundeschule zu besuchen. Denn dort wird durch den Kontakt zu anderen Welpen und Hunderassen die weitere Entwicklung optimal gefördert. Darüber hinaus kann man von den Trainern vielfach gute Anleitungen und Tipps bekommen.
Thomas Rist
Kenzingen, den 25.09.2018
Der Zuchtfachbericht und die Nachforschungen zu diesem Jagdhund wurden von Thomas Rist zusammengestellt und sind urheberrechtlich geschützt. Sie werden dem Verein, zum Erhalt und zur Förderung dieser Lokalrasse, als züchterische Grundlage zur Verfügung gestellt!